Vargas, Fred by Das Orakel von Port-Nicolas

Vargas, Fred by Das Orakel von Port-Nicolas

Autor:Das Orakel von Port-Nicolas [Port-Nicolas, Das Orakel von]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-26T12:40:19+00:00


»Eher nicht … Sehr vorsichtig, zerbrechlich.«

»Es war also nicht die Flut, es war nicht Marie, es war nicht der Pitbull.«

»Was dann?«

»Wer, meinen Sie?«

»Wer?«

»Chevalier, jemand hat Marie getötet, und darum werden Sie sich kümmern müssen.«

»Wie sehen Sie die Sache?« fragte der Bürgermeister nach kurzem Schweigen leise.

»Ich habe mir die Stelle angesehen. Gegen fünf oder sechs Uhr abends wird es dämmerig, aber es ist noch nicht richtig dunkle Nacht. Wenn man Marie töten will, ist der Uferstreifen nicht der geeignetste Ort, er ist zu offen, auch wenn er in dieser Jahreszeit verlassen ist. Stellen Sie sich vor, daß man sie im Kiefernwäldchen hinter dem Uferstreifen oder in der Vauban-Hütte, die oberhalb liegt, durch einen Schlag mit einem Stein auf die Stirn umbringt und sie dann über den steilen Pfad, der bis zu den Felsen führt, hinunterbringt. Der Mörder lädt sich die alte Marie über die Schulter, sie war nicht schwer.«

»Ein Fliegengewicht … Fahren Sie fort.«

»Über die Schulter, bis zum Strandstreifen, wo er sie mit dem Gesicht gegen die Felsen ablegt. Ist es nicht wahrscheinlich, daß einer der zu großen Stiefel beim Abstieg zu Boden fällt?«

»Doch.«

»Der Mörder bemerkt den Verlust des Stiefels, als er die Leiche ablegt. Er muß ihn unbedingt wiederfinden, damit man auf einen Unfall schließen kann. Er konnte nicht wissen, daß das Meer ihr die Stiefel erneut ausziehen würde. Er geht den Pfad hinauf bis zur Hütte oder bis in das Wäldchen und sucht bei einbrechender Dunkelheit. Es ist voller Dornen und Stechginster, und weiter hinten voller Kiefernnadeln. Nehmen wir an, daß er, oder sie, bestenfalls vier Minuten braucht, um den Pfad hinaufzusteigen, vier Minuten, um den Stiefel zu finden, der schwarz ist, und drei Minuten, um wieder hinunterzulaufen. Das macht elf Minuten, während derer Sevrans Hund, der auf dem Strandstreifen herumstreunt, ausreichend Zeit hat, einen Zeh abzubeißen. Sie kennen seine Fangzähne, eine üble, mächtige Waffe. In der einbrechenden Dunkelheit zieht der rasch agierende Mörder der Toten ihren Stiefel wieder an, ohne die Amputation zu bemerken. Schenken Sie uns noch einen Cognac ein.«

Schweigend gehorchte Chevalier.

»Wenn Marie sofort und somit gestiefelt gefunden worden wäre, hätte man die Amputation bemerkt, sobald man ihr für die Untersuchung die Schuhe ausgezogen hätte und der Mord wäre offensichtlich gewesen. Eine Tote kümmert sich nicht darum, ihren Stiefel wieder anzuziehen, nachdem man ihren Fuß angefressen hat …«

»Fahren Sie fort.«

»Aber – zum Glück für den Mörder – nimmt die Flut Marie die Stiefel weg, spült einen auf den Kies und nimmt den anderen mit Richtung Amerika. Sie wird also barfuß und amputiert gefunden, aber da sind ja die Möwen, wunderbar geeignet, die Sache mehr schlecht als recht zu erklären. Nur …«

»Nur ist der Hund von Sevran dort vorbeigekommen und hat

… hat den Knochen am selben Abend, noch vor der steigenden Flut, in Paris ausgeschieden.«

»Ich hätte es nicht besser formulieren können.«

»Also nichts zu machen, sie ist umgebracht worden … Man hat Marie umgebracht … Aber Sevran hat seinen Hund gegen sechs Uhr wie gewöhnlich mitgenommen …«

»Der Hund hatte die Zeit, Marie vor sechs Uhr zu finden.

Sevran muß gefragt werden, ob der Hund vor der Abfahrt noch herumgestreunt ist.



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